25.000 km in 200 Tagen mit einer Simson Schwalbe
Hamburg, September 2008. Schauspieler Ewan McGregor hat es mit seinem „Long Way Round“ vorgemacht: Mit dem Motorrad um die Welt und dabei Geld für einen guten Zweck sammeln. Der Hamburger Florian Rolke macht sich jetzt in seinem „Slow Way Down“ ebenfalls auf die Reise, und doch ist alles ganz anders. Denn der 32jährige ist nicht mit einer High-Tech-Motorradausrüstung und umfassender Begleitung unterwegs, sondern er fährt allein auf einem 30 Jahre alten Moped mit höchstens 60 km/h von Hamburg nach Kapstadt. Für die geplante Reiseroute von bis zu 25.000 km durch 20 Länder in Europa, Kleinasien und Afrika plant er so rund 200 Tage ein. „Die Simson Schwalbe ist klein, handlich und ein grundsolides Moped. Durch das langsame Reisetempo bleibt viel Raum für Begegnungen mit den Menschen und den unterschiedlichen Kulturen“, erläutert Rolke die Wahl seines ungewöhnlichen Reisevehikels. Neben dem persönlichen Reiz dieses Abenteuers wird er für ein Kinder Aidsprojekt von Plan-International in Uganda Spendengelder sammeln. Dort wird dringend ein CD-4-Analysegerät, das den Zustand des Immunsystems bestimmt, benötigt. Die Analyse mit dem 34.500 Euro teuren Gerät erhöht die Erfolgsaussichten einer Aids-Therapie deutlich. Werden wie bisher die Blutproben über weite Strecken transportiert, sind die Ergebnisse häufig verzerrt. „Diese Spendenaktion ist zusätzliche Motivation für mich, durchzuhalten. Durch meine Arbeit bei Plan International bin ich auf dieses Projekt aufmerksam geworden. Es liegt außerdem direkt auf meiner Wegstrecke und ich kann ich es direkt besuchen“, so Rolke zu seiner Wahl.
Die “Slow Way Down” Tour beginnt am 15. September in Hamburg. Bis dahin wird das Moped noch einmal mit den Mitgliedern des Schwalbe Clubs der IG IFA Güstrow generalüberholt und Florian Rolke besorgt nach den nötigen Impfungen noch die ausstehenden Visa. Die Ausrüstung ist mit Laptop, Videokamera, GPS und normaler Outdoor-Kleidung recht übersichtlich. Sie muss schließlich in die zwei Fahrradtaschen passen. Wichtigste Zusatzutensilien sind eine Bedienungsanleitung für die Schwalbe und Werkzeug. In einem „Crashkurs“ hat sich Florian Rolke das wichtigste Know-how angeeignet, um Wartungen und kleinere Reparaturen selbst vornehmen zu können. So kann das Budget für Unterwegs mit 4.000 Euro recht übersichtlich gehalten werden und ist im Wesentlichen aus der eigenen Tasche organisiert und finanziert.
Die Reiseroute führt durch Tschechien, Ungarn, Serbien, Bulgarien über die Türkei nach Vorderasien. Nach dem Assuan Stausee in Ägypten sind der Sudan, Äthiopien, Kenia, Uganda, Ruanda und Tansania die ersten Länder auf dem afrikanischen Kontinent. Danach bieten sich zwei verschiedene Routen nach Südafrika an. Ob es über Mosambik und Lesotho oder über Malawi, Sambia und Botswana nach Südafrika geht, wird Rolke erst vor Ort entscheiden. „Ich kann sowieso jetzt so viel planen wie ich will, aber das ist ja der Reiz dieses Abenteuers, dass vieles ganz anders kommen kann“, blickt Florian Rolke voraus. Wichtig ist auf alle Fälle, die Wüsten bei „kühlen“ 35-40 Grad zu durchqueren und vor den Regenzeiten wegzufahren.
Sein Fortkommen kann man auf jeden Fall auf der Website beobachten. Regelmäßig wird er Bilder, Videos und Reiseberichte ins Internet stellen. Wenn alles gut geht werden dann Mann und Moped per Flugzeug bzw. Schiff von Kapstadt wieder zurück in die Heimat nach Hamburg reisen.
Den gebürtigen Hamburger Florian Rolke packte die Reiselust schon früh. Als 9jähriger machte er mit seinem Freund die erste Fahrradtour zur 25km entfernten Jugendherberge. Als Pfadfinder war er per Pedes und Fahrrad oder im Kanu in ganz Deutschland und Europa unterwegs. Nach dem Abitur entdeckte er den Reiz des automobilen Reisens und fuhr mit einem alten Buick quer durch die USA von New York City nach Los Angeles. Mit alten VW-Bussen ging es später immer wieder durch Europa. Eine Winterumrundung der Ostsee und eine Reise auf die Krim in der Ukraine stillten nur kurz das Fernweh, bevor durch seine Arbeit bei Plan erneut der lang gehegten Wunsch einer Reise quer durch den afrikanischen Kontinent entfacht wurde. „Letztes Jahr hab ich dann gedacht `Jetzt oder nie`, hab die Schwalbe gekauft und ernsthaft angefangen zu planen. Nun läuft der Job aus, die Wohnung ist gekündigt und es gibt nur noch den Weg nach vorne“, lacht Florian Rolke. Eltern und Freunde unterstützen ihn bei diesem ungewöhnlichen Projekt, von dem so viele träumen, aber nur wenige die Kraft haben, ihn umzusetzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.